1. Lebende Dächer
Nichts könnte einfacher sein. Es geht sogar bei Flachdächern, solange sie eine leichte Neigung zum Entwässern aufweisen. Die Dachsparren müssen stark genug sein, um die Erde zu tragen. Mit altem Teppich bedecken. Mit Latten befestigen. Bretter am Rand anbringen, um die Erde zu halten, aber auf einer Seite Entwässerung ermöglichen. Teichfolie anbringen und an den Brettern befestigen. Nährsubstrat: Kann Erde, vermischt mit Kompost aus organischem Abfall, Leca-Granulat oder zermahlenem Ziegel sein. Grund für die Vermischung mit leichterem Material ist die Reduzierung der Last. Dann Pflanzen setzen, die Trockenheit tolerieren, die Zwischenräume mit Rindenmulch bedecken und dabei zuschauen, wie sie zu einem Bienenparadies heranwachsen. Man kann auch Sedum-Matten kaufen, aber dieses Eigenbausystem ist ebenso effektiv und um bis zu 20% billiger.
2. Essen vom Balkon
Fensterbretter eignen sich bestens für Küchenkräuter und Samen- und Getreidesprossen. Balkone können auch produktive Flächen sein. Sind sie sonnig, kann man an Klettergittern einjährige Pflanzen wie Bohnen wachsen lassen. In Töpfen auf dem Boden oder befestigt an Wänden, Geländern oder an der Decke lassen sich alle möglichen einjährigen Gemüsepflanzen, Schwarzbeeren und Erdbeeren ziehen. Man kann sogar Feigen und Zwergapfelsorten in Töpfen ziehen, doch muss man sie beschneiden und mit Nährstoffen versorgen. Schattige Balkone eignen sich für wilden Knoblauch, Salate und Rhabarber. Man könnte auch ein paar Holzstücke mit Sporen von Pilzen „impfen“, etwa von Austernpilzen oder Shiitake. Sofern es ausreichend Auslaufplatz gibt, könnte man sogar Wachteln halten (für die Eier).
3. Waldgärten
In tropischen und subtropischen Regionen gab es seit Menschengedenken Waldgärten. Dabei werden mehrjährige Nahrungspflanzen angebaut, die jede Nische nutzen, von den Wurzeln über die Bodenschicht, Strauchschicht bis hinauf zu kleinen und größeren Bäumen. Der verstorbene Robert Hart hatte das Konzept von einem Besuch im indischen Kerala nach Großbritannien mitgebracht. Er träumte von einem essbaren Waldgarten, der den persönlichen Bedarf an Heilpflanzen, Nahrung und nützlichen Ressourcen decken könnte. Seine Gestaltung im gemäßigten Klima Europas oder Nordamerikas erwies sich aber als weit schwieriger als in den sonnenreichen Regionen der Welt. Der Autor und Gartenbauexperte Patrick Whitefield entwickelte Lösungen, die die kürzere Wachstumsperiode und die geringere Lichteinstrahlung berücksichtigten. Etwa lassen sich die fruchtbaren, helleren „Ränder“ des Gartens besser nutzen, wenn die Obstbäume weiter auseinander gesetzt werden.
4. Gemeinschaftsgärten
In Großbritannien hat jede Person das Recht auf Zuteilung einer Gartenfläche, eines so genannten „Allotments“. Heute ist es üblicher geworden, individuelle Flächen zu Gemeinschaftsgärten zusammenzulegen. In einigen dieser Gemeinschaftsgärten wurden inzwischen auch Teiche, Kompost-Toiletten und Unterkünfte angelegt. Sie dienen auch Ausbildungszwecken, etwa der Demonstration von Techniken wie dem Bauen mit Strohballen, der Wurmkompostierung und dem Wasserernten. Manche Allotment-Gesellschaften verbieten das Pflanzen von Obstbäumen, andere erlauben es. Dadurch entstanden auch Gemeinschafts-Waldgärten und Obstgärten. In Nottinghamshire (150 km nördlich von London) existiert sogar ein „Cider Club“, der jedes Jahr „Cider Making Days“ veranstaltet.
5. Wasserernte
Es gibt viele Methoden, Regenwasser zu „ernten“. Eine 80-Liter-Tonne unter dem Ende einer Regenrinne ist die naheliegendste. Warum aber nicht auch ein Tablett mit Wasserkresse darunter stellen? Wenn die Tonne voll ist, bewässert das überlaufende Wasser zuerst die Kresse. Größere Mengen kann man ernten, wenn man etwa einen unterirdischen 3.500-Liter-Tank anlegt. 90% davon kann man nutzen, etwa zur Versorgung des Hauses mit Nutzwasser (nicht Trinkwasser), der Rest dient zum Ausspülen der Anlage.
6. Reifen wiederverwerten
Eine frühe Permakultur-Idee waren Reifenteiche. Dazu schneidet man eine Seitenwand des Reifens ab, gräbt ein Loch, tief genug für den Reifen und ein größeres Reservoir darunter, entfernt alles Scharfkantige (Steine), legt das Loch etwa mit einer Plastikplane aus und versenkt den Reifen mit der unbeschnittenen Seite nach unten. Dann mit Wasser füllen, die Plane von innen über den Reifen ziehen und in die Erde stecken, den Reifen mit Steinen auslegen bzw. abdecken. Die übrige Seitenwand des Reifens ist gut für Uferpflanzen. Man kann Reifen auch mit Erde füllen und sie als Stützen in Böschungen einbauen. Meine liebste Idee: Man staple drei Traktorreifen übereinander und fülle sie mit kompostierbarem Material. Die Sonne heizt die Reifen auf und beschleunigt den Zerfallsprozess. Man kann daneben auch Tomaten ziehen, da sie hier schneller reif werden.
7. Mulchgärten
Die Idee, den Boden nicht umzugraben, sondern mit Mulch zu bedecken, mag keine Erfindung der Permakultur sein, aber ihre AnhängerInnen haben sie begeistert aufgenommen. Die Begründung: Gesunder Boden ist ein eigenes Ökosystem, ein komplexes Gebilde aus Mikroorganismen, Pflanzennährstoffen und organischem Material. Wenn wir den Boden umgraben, zerstören wir dieses Ökosystem und verringern seine Fruchtbarkeit. Am einfachsten kann man Gemüse auf diese Art in Hochbeeten ziehen, wo sich organisches Material ansammeln kann und die GärtnerInnen mit ihren Füßen nicht den Boden verdichten. Anfangs ist es vor allem wichtig, den Boden zu mulchen, im ersten Jahr ohne Unkraut. Als Mulch eignet sich alles Mögliche, Karton, Zeitungspapier und Stroh, sogar ein Teppich aus Naturfasern. Man kann durch den Mulch pflanzen, sogar im ersten Jahr. In feuchtem Klima zieht der Mulch Schnecken an, die sich explosionsartig vermehren können. Man kann sie unter Kontrolle halten, wenn man die Wege mit groben Holzschnitzeln auslegt (darüber gehen Schnecken nicht gerne); sie per Hand bei Fackellicht einsammeln ist auch wirksam. Setzlinge lassen sich mit abgesägten Plastikflaschen oder Kupferfangdrähten schützen.
8. Hühnertraktoren
Warum den Boden bearbeiten, wenn einem Hühner oder Schweine die Arbeit freiwillig abnehmen? Im Garten lässt sich das mit einem beweglichen Auslaufkäfig (der „Traktor“) ohne Boden realisieren. Hühner scharren den Boden auf, fressen Schädlinge und Unkraut und lassen ihren Mist zurück. Mit krautigem, mehrjährigem Unkraut wie Quecken mit ihren tiefen Wurzeln funktioniert das nicht so gut. Nach getaner Arbeit schiebt man den „Traktor“ woanders hin. Auf größeren Flächen kann man Schweine ohne Nasenringe zum „Pflügen“ des Bodens einsetzen. Sie hinterlassen eine nackte Erde, angereichert mit ihrem Mist und vorbereitet fürs Einebnen und Aussäen.
9. Hühner-Glashaus
Immer mehrfache Erträge anstreben – die Antithese der Monokultur. Hühner sind ungemein nützliche Kreaturen, wie oben beschrieben. Stellt man ihr Haus auf die schattige Seite in einem Glashaus, kann man in der Nacht ihre Wärme und das Kohlendioxid in ihrer Atemluft für die Pflanzen nutzen; mit der Hitze der Morgensonne auf der Glasseite wärmt man sie auf, damit sie Eier legen. In einer Hühnerbatterie sind Kohlendioxid, Mist, Federn und die Wärme der Hühner Schadstoffe; im kleinen Permakultursystem sind sie Erträge. Der Unterschied besteht in der Beziehung zwischen allen Elementen im System. Erst durch ihre Platzierung entfalten sie ihren Nutzen.
10. Mulden/Senken
Eine Mulde ist ein Graben, der Oberflächenwasser speichert und in den Boden sickern lässt. Der Grund ist daher geschottert, sandig, aufgelockert oder gewellt. Sie werden meist entlang von Höhenlinien angelegt. Sie verlangsamen den Wasserabfluss und die Bodenerosion oder stoppen sie sogar. Wichtig ist es, Bäume zu pflanzen. Das dient zum Teil ihrer Stabilisierung, hauptsächlich aber zur Vermeidung der Versalzung, ein erhebliches Problem in aridem Klima. Das Löss-Plateau im Nordwesten Chinas, ein Gebiet von der Größe Frankreichs, ist ein gutes Beispiel für die Nützlichkeit von Mulden. Die Bodenerosionsraten dort gehören zu den höchsten der Welt. Nachdem in den letzten Jahren der Anbau auf steilen Hängen eingestellt, das Gebiet großflächig terrassiert und mit Mulden versehen wurde, hat sich die Situation wesentlich verbessert. Die traditionelle Terrassen-Landwirtschaft lebte wieder auf. Die Mulden ermöglichten die Pflanzung tausender Bäume, die einen Teil des Gebiets zu stabilisieren beginnen und der lokalen Bevölkerung Nahrung und Futter liefern.
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